Wenn ich Menschen erzähle, dass ich als Bloggerin und Autorin arbeite, kommt in 80 Prozent der Gespräche erst einmal die erstaunte Antwort: „Ach was!? Und davon kann man leben?“ Ja, kann man. Und das nicht einmal schlecht. So sehr ich auch auf diese Frage vorbereitet bin, sie irritiert mich immer wieder. Warum können es sich so viele nicht vorstellen, dass das Schreiben mein Brotberuf ist? Liegt es am Image? An irgendwelchen Negativ-Beispielen? Oder wird Bloggen und Co. einfach immer noch pauschal als Hobby abgetan? Ich denke, dass es an der Zeit ist, dir einmal einen tieferen Einblick in meinen Berufsalltag zu geben.

Texte im Akkord verfassen war gestern

Es gab eine Zeit, kurz nach Beginn meiner Selbstständigkeit, in der ich von früh bis spät nur geschrieben habe. Ein Text nach dem anderen wurde in den Laptop und auf die Word-Dokumente gehämmert. Dass dabei die Kreativität spätestens nach der Mittagspause auf der Strecke blieb, erklärt sich sicher von selbst. Warum ich es trotzdem gemacht habe? Ganz einfach, weil ich musste. Die anfangs noch sehr mageren Wortpreise, die ich von meinen Auftraggebern bekommen habe, haben mich gewissermaßen dazu gezwungen, im Akkord zu schreiben.

Zum Glück hat sich dieser Zustand inzwischen stark verändert. Meine Wortpreise sind gestiegen, meine Kunden sind anspruchsvoller und ich muss nicht mehr auf Teufel komm raus riesige Text-Mengen produzieren. Stattdessen gestaltet sich mein Arbeitsalltag nun flexibler, abwechslungsreicher und hochwertiger. Natürlich steht das Schreiben noch immer an erster Stelle, doch es hat Gesellschaft bekommen von vielen anderen Aufgabenfeldern.

Autor sein ist mehr als nur Schreiben

Mein Tag beginnt wie der vieler anderer: Ich checke E-Mails und meine sozialen Netzwerke, beantworte Nachrichten und klicke mich durch eins, zwei interessante Artikel aus dem WWW. Während dieser Zeit vermischt sich Berufliches mit Privatem, was ich nicht sonderlich mag. Ich versuche gerade, die beiden Bereiche auch digital noch besser voneinander zu trennen.

Nach dieser ersten Phase zum Warmwerden kommen meist die beiden größten Punkte an die Reihe, die auf meiner Tages-Agenda stehen. In der Regel sind das Texte für wichtige Kunden, die mit viel Sorgfalt erstellt werden wollen. Ich lasse mir Zeit, arbeite gründlich und mit viel Elan. Es ist großartig, jeden Tag aufs Neue feststellen zu dürfen, dass man das, was man beruflich macht, von ganzem Herzen liebt. Kann ich jedem nur empfehlen 😉

Bis es Zeit für die Mittagspause ist, arbeite ich anschließend verschiedene kleinere Punkte ab. Hierzu gehören:

  • Absprachen mit Kunden
  • Recherche
  • Themenfindung
  • Buchhaltung
  • Postings auf Xing, Facebook und Co.
  • Terminabsprachen
  • Bestellungen von Bürobedarf etc.
  • Netzwerken

Getreu dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ geht meist mehr Zeit als geplant für diese Kleinigkeiten drauf, sodass die erste Hälfte meines Tages immer ziemlich schnell vorbei ist.

In der zweiten kommen dann meist noch ein bis zwei kleinere Texte an die Reihe. Mir ist wichtig, dass ich meine Aufträge so koordiniere, dass nur im Ausnahmefall Termindruck entsteht. Das heißt, dass ich die Deadline vom Kunden um mindestens drei Tage vorziehe, um hinten raus noch etwas Spielraum zu haben. Es kann schließlich immer mal noch etwas dazwischenkommen, z.B.

  • spontane Terminänderungen
  • technische Probleme
  • gesundheitliche Probleme
  • Schreibblockaden

Durch diese großzügige Planung habe ich in den meisten Fällen die Möglichkeit, flexibel zu reagieren und beispielsweise einen geplanten Text nochmal um einen Tag zu verschieben. Diese Arbeitsweise kann ich jedem Freiberufler wärmstens empfehlen 😉 Nachdem der letzte Text geschrieben wurde, wiederhole ich das morgendliche Ritual, sprich: Ich lese und beantworte E-Mails, streife durch die sozialen Medien und pflege mein Netzwerk. Ein organisatorischer Punkt – zum Beispiel eine Anpassung auf meiner Homepage, eine Überweisung oder die Umsatzsteuervoranmeldung – schließt den eigentlichen Arbeitstag in aller Regel ab.

Nach der Pflicht folgt die Kür

Was nach der Pflicht folgt, ist die Kür. Neben meiner beruflichen Tätigkeit als Autorin und Bloggerin habe ich nämlich noch eine ganze Reihe zusätzlicher Projekte ins Leben gerufen. Diese reichen von zwei Netzwerken in Erfurt über meinen privaten Blog Feels like Erfurt bis hin zur Arbeit an meinem Erstlingsroman. Jedes Projekt gliedert sich in etliche Unteraufgaben. So müssen zum Beispiel Absprachen getroffen, Social Media-Postings vorbereitet, Redaktionspläne gefüllt, Verabredungen eingehalten und kreative Einfälle festgehalten werden. Das klingt nicht nur anstrengend und unübersichtlich, das ist auch so.

Um den Überblick nicht zu verlieren und einen kühlen Kopf zu bewahren, habe ich mir nun ein neues System ausgedacht. Statt jeden Tag von allem ein bisschen zu erledigen, habe ich jedem Wochentag ein bestimmtes Projekt zugeordnet. So steht der Montag ganz im Zeichen von Feels like Erfurt und jeden Dienstag arbeite ich intensiv an meinem Roman. Mittwoch dreht sich alles um den Blog von JF Texte und Donnerstag und Freitag sind die beiden Netzwerke an der Reihe. Ich nehme mir vor, täglich mindestens eine Stunde konzentriert und fokussiert am jeweiligen Projekt zu arbeiten, um alle Baustellen gleichmäßig voranzubringen. Ob das auch in der Praxis gelingen wird, bleibt abzuwarten. Ich bin aber ganz guter Dinge, immerhin fühlt es sich schon jetzt großartig an, die einzelnen Projekte klar strukturiert zu haben.

Auch wenn die verschiedenen Punkte meiner Kür auf Freiwilligkeit beruhen, sind sie doch eng mit meiner beruflichen Tätigkeit verknüpft. Ich lerne darüber neue, wichtige Kontakte kennen, mache mich bekannter, positioniere mich. Deswegen sind sie für mich ebenfalls Arbeit und ein fester Bestandteil meines beruflichen Alltags.

Ich hoffe, dass dir dieser kleine Einblick in meinen Arbeitsalltag als Autorin und Bloggerin gefallen hat. Wenn du Lust hast, kannst du mir gern einen Kommentar hinterlassen und von deinem erzählen.

Foto: © www.pixabay.com